„Dass man dabei auch noch kreativ sein und seine persönlichen Vorstellungen umsetzen kann, ist einfach toll.“ Er legt einen runden Metallstab an einen Halbkreis an und biegt ihn behutsam in die richtige Form. „Metall ist ein dankbares Material. Im Gegensatz zu Holz, kann man hier fehlende Teile einfach wieder ergänzen oder nachbessern, beispielsweise, wenn sie bei der Bearbeitung abgebrochen sind.“ Vor ihm stehen Esse, Ambos und ein Schraubstock – die Grundausstattung für eine Schmiede. „Vor fünf Jahren habe ich sie von Bruno Schnack bekommen“, erzählt er. „Er musste das Schmieden leider altersbedingt aufgeben. Und ich habe die Gelegenheit genutzt.“
Die erste Begegnung mit dem Schmiedehandwerk hatte Frank Gabriel während seiner Ausbildung zum Maschinenschlosser bei der Deutschen Bahn. „Wir hatten dort großes Glück“, betont er. „Wir wurden in unserem Beruf ausgebildet und nicht für unseren Arbeitgeber.“ Zwei Monate ging es damals auch in die Schmiede. Nach der Ausbildung wechselte er in die Schienenfahrzeuginstandsetzung, bildete sich im Laufe der Jahre immer weiter und ist inzwischen als Prüfaufsicht für zerstörungsfreie Werkstoffprüfung und Auditor bei der DB-Fahrzeuginstandhaltung tätig. Während die Verantwortung im Job wuchs, schrumpfte der Anteil handwerklicher Aufgaben. „Das habe ich schon vermisste und zum Ausgleich habe ich in meiner kleinen Werkstatt gearbeitet“, erzählt er. Dabei ist das klein ein wenig untertrieben, denn seine Werkstatt bietet alles, was das Herz eines Schlossers höherschlagen lässt: Fräs- und Drehbank, WIG und MIG MAG Schweißgerät, Plasmaschneidgerät – alles da. „Ich hatte häufig das Glück, dass jemand eine Maschine loswerden wollte und man dabei an mich dachte. Oder ich war einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.“ Als Esse, Ambos und Schraubstock in die Werkstatt kamen, probierte er vieles einfach aus und schaute Videos. Aber er wollte unbedingt auch einen Schmiedekurs machen, um sein Wissen aus der Ausbildung zu reaktivieren und auszubauen. Zum Geburtstag bekam dann einen Messer-Schmiedekurs geschenkt, der wegen der Coronapandemie etwas warten musste. „Im Oktober habe ich ihn dann gemeinsam mit einem guten Freund in Schleswig bei Uwe Tittel gemacht“, erzählt er. „Das war wirklich großartig.“ Anhand eines mittelalterlichen Messers aus Stahl lernten die beiden Freunde die verschiedenen Arbeitsschritte und Materialien kennen. Sie erfuhren, was man über die Hitze in der Esse wissen muss, dass auch Stahl verbrennen kann, wenn das Feuer zu heiß ist – und dass das Schmiedehandwerk eine körperliche Herausforderung ist. Wenn man mehrere hundert Hammerschläge setzten muss, wird der Arm immer schwerer. Und er lernte, dass der unscheinbare Stil im Wassereimer mit dem Putzlappen am Ende dazu dient, das Feuer zu kühlen. „So einen Stil im Eimer hatte ich von Bruno Schnack auch bekommen – und habe sie entsorgt, weil ich nichts damit anfangen konnte“, schmunzelt er. „Inzwischen weiß ich es besser.“
Die Schmiedeausstattung zu übernehmen war sicher die richtige Entscheidung, denn längst hat er seine Fähigkeiten ausgebaut und schmiedet alles, was man sich vorstellen kann: Rankhilfen, Halter für Meisenknödel, Zäune, Feuerkörbe, Pavillons, Laternen und Dekoartikel für den Garten. Beim Herbstmarkt auf dem Staudenhof hatte er seine kleine Schmiede aufgebaut und vor Ort gearbeitet. „Das hat mir großen Spaß gemacht. Mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, Fragen zu beantworten und zu zeigen, was man machen kann, war eine besondere Erfahrung“, erinnert er sich. „Und wenn man ein 'Wow' hört, für das, was man geschaffen hat, also Wertschätzung erfährt, ist das richtig schön.“