Grundschüler packen Weihnachtsgeschenke

Vor Weihnachten denken die Schüler der Treianer Grundschule an die, denen es nicht so gut geht.

„Ich habe immer etwas bekommen“, erzählt Oskar. „Aber ich weiß auch, dass es Kinder gibt, die an Weihnachten keine Geschenke auspacken können und das finde ich sehr traurig.“ Im Flur in der ersten Etage der Grundschule Treia liegen viele Pakete, liebevoll in buntes Weihnachtspapier eingeschlagen. „Es sind 67 Stück“, ergänzt er, „ich habe sie gerade gezählt.“ In den nächsten Tagen werden sicher noch einige dazukommen. Dann werden sie von den Fahrern der Schleswiger Tafel abgeholt – und an Familien verteilt, die sich sonst vielleicht keine Geschenke leisten könnten.

„Wir unterstützen die Aktion der Tafeln schon seit vielen Jahren, denn es ist uns sehr wichtig, dass unsere Schülerinnen und Schüler wissen, dass es auch in Deutschland, ganz in der Nähe, vielleicht sogar in der Nachbarschaft, Not gibt“, erzählt Schulleiterin Antje Harmsen. Aus diesem Grund bekommen sie in den Wochen vor Weihnachten in jedem Jahr einen Auftrag mit nach Hause: Sie sollen in ihren Zimmern einmal genau hinschauen. Womit spiele ich gar nicht mehr, aber es ist noch richtig schön? Davon sollen sie etwas aussuchen, verpacken und mit in die Schule bringen. Wichtig ist auch, es zu beschriften, damit die Mitarbeiter der Tafel wissen, für welches Alter das Spielzeug geeignet ist und ob vielleicht lieber ein Mädchen damit spielt als ein Junge. „Die Tafeln kennen die Familien sehr gut und wissen, wo die Not am größten ist und wer was benötigt“, ergänzt die Schulleisterin.

Der große Paketstapel liegt direkt vor der Staffelei auf der alles über Neema, das tansanische Patenkind der Grundschule, gesammelt wird. Ein großes Foto zeigt ein fröhlich lachendes Kind. Um das Foto herum sind Fotos und Briefe angeheftet. Die gesamte Schulgemeinschaft, das sind neben Schülern und dem Kollegium auch die Eltern, Großeltern und Paten, setzten sich seit vielen Jahren für Neema ein. „Sie gehört zu uns“, beschreibt es Antja Harmsen, „und unsere Schüler lernen ganz viel von ihr. Über Tansania, die Landschaft, Tiere und natürlich die Lebensumstände.“ Die Schulgemeinschaft sorgt dafür, dass es dem Mädchen in Afrika gut geht, sie ärztlich versorgt wird und zur Schule gehen kann. Vor der Pandemie ist auf Schulveranstaltungen für sie Geld gesammelt worden. Als diese Möglichkeit wegfiel, hat sich die Schulgemeinschaft eine Alternative überlegt und anlässlich des Lauftages einen Spendenlauf auf die Beine gestellt. „Wir haben 600 Euro zusammengekommen. Dafür können wir Neema zwei Jahre das Schulgeld bezahlen“, erzählt Emma. Natürlich bekommt Neema auch einen Brief von ihrer Patenschule. Die 4. Klasse hat ihn in englischer Sprache verfasst – mit ein wenig Hilfe. Dann haben alle Schülerinnen und Schüler unterschrieben.

Solidarität mit den Ärmsten, in Deutschland und in der ganzen Welt – das zu vermitteln hat sich die Grundschule auf die Fahne geschrieben und das wird auch konsequent verfolgt. „Die Kinder sollen wissen, dass wir an sie denken und dass sie nicht allein sind“, ist Oskar dabei sehr wichtig. Gerade in Zeiten der Pandemie, wo nicht alles immer perfekt läuft und wo es auch stressig war, lohnt sich ein Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand besonders.

Als sich Emma nochmal den großen Paketstapel anschaut wird sie nachdenklich: „Ich glaube, ich habe auch noch ein paar Bundstifte“, sagt sie, „die kann ich gut verschenken.“

Beitrag veröffentlicht von:
Claudia Kleimann-Balke
Emma (l.) und Oskar haben mit ihren Mitschülern viele Pakete gepackt – für die Kinder, denen es nicht so gut geht.